Bewusstseins-Schulung als praxistaugliches Konzept

Immer häufiger habe ich Schülerinnen und Schüler vor mir, die so unruhig und überdreht sind, dass es sehr schwierig ist, mit ihnen sinnvoll Unterricht durchzuführen und erfolgreiche Lernprozesse in Gang zu bringen. Im Buch "Lernfeld: Persönlichkeit" werden die Ursachen dieses Außer-Rand-und-Band-Seins und der zunehmenden Konzentrationsunfähigkeit gründlich analysiert und Methoden aufgezeigt, Kinder und Jugendliche dahin zu führen, dass sie wieder bei sich selbst sein und sich Schritt für Schritt geistig sammeln können. In anschaulicher Weise (mit vielen Fotos im Text) bringt der Autor Johannes Soth dem Leser weit über 100 Übungen nahe, die in AG's, bei Projekttagen, in der Mittagsbetreuung oder als Einstieg bzw. kurze Unterbrechung in Unterrichtsstunden aller Fächer eingesetzt werden können. Darüberhinaus erfährt man, wie K.E.K.S (Körperorientierte Entspannungs- und Konzentrations-Schulung) als Pflicht-Unterrichtsfach realisiert werden kann. K.E.K.S fördert die Selbstfindung und Persönlichkeitsentwicklung und bein-haltet eine Einführung in Lebenskunst (z.B. in einem Kapitel, in dem der Umgang mit den eigenen Gefühlen und Gedanken thematisiert ist). Insgesamt handelt es sich um eine längst fällige Konzeption zur Bewusstseins-Schulung, die aus meiner Sicht zukunftsweisend und vor allem praxistauglich ist. Nach meinem Informationsstand wird hier erstmalig Konzentration und Meditation (bis hin zum gegenstandsfreien Schauen in der Gedankenruhe) didaktisch und methodisch für den schulischen Unterricht erschlossen. Die einzelnen Lern- und Übungsfelder des K.E.K.S-Programms, themenbezogene Übungssequenzen bis hin zum Aufbau einer Unterrichts-stunde werden genau erklärt. Ich kann dieses Buch Erziehern und Lehrerinnen/Lehrern empfehlen, aber auch denen, die für sich selbst eine wirksame Praxis der Bewusstseins-Schulung suchen.



 

Elfi Alfermann, Kunstlehrerin am Gymnasium, 1. Vorsitzende des BDK (Fachverband für Kunstpädagogik NRW)


"Das Buch ist dicht geschrieben, hat eine Fülle von Anregungen parat und der Autor hat auch den Mut, über die Grenzen der naturwissenschaftlichen Empirie hinaus zu gehen und seine eigene Erfahrung einzubringen. Dazu kommt, dass seine Analyse der derzeitigen Gesellschaftsentwicklung durchaus zutrifft und vulnerable Punkte aufzeigt. Der Versuch, die meditativ-achtsame, den Körper als wichtige Grundlage der Selbstwahrnehmung betrachtende Methode in der Schule zu implementieren, ist an sich ein konsequenter Schritt, allerdings könnte der Autor in der sicherlich ohnehin beständigen Arbeit am Konzept auf die kritischen Anmerkungen eingehen und die Anthropologie von K.E.K.S. und deren Umsetzung hinsichtlich der Voraussetzungsfreiheit überlegen, zumindest so, dass die Erfahrungen mit der Meditation primär sind und dann erst mögliche Auslegungen eingebracht werden."



 

Auszug aus einer Rezension von Ministerialrat Mag. DDr. Franz Sedlak, Leiter der Abteilung Schulpsychologie-Bildungsberatung im Schulministerium in Österreich


Bewusstwerdung der Natur des Selbstbewusstseins vom Körper her

 

Eine Rezension von Prof. Dr. Johannes Heinrichs zum Buch: Johannes Soth, Lernfeld: Persönlichkeit, Körperorientierte Entspannungs- und Konzentrations-Schulung – K.E.K.S

 

"Höchstes Glück der Erdenkinder, ist nur die Persönlichkeit" - ein bekanntes Goethe-Zitat, aus Goethes Gedichtzyklus »Westöstlicher Diwan«. Diesen Satz bemüht der Autor nicht einmal, wie er überhaupt unpathetisch, ganz auf die Schulpraxis bezogen bleibt. Allerdings ist der Satz auch bei Goethe nicht als die allgemein gültige Behauptung formuliert. In einem Dialog in Gedichten zwischen den Liebenden »Suleika« und »Hatem«. Suleika gibt diese Meinung über den Wert der Persönlichkeit wieder. Hatem aber setzt dieser verbreiteten Meinung seine eigene entgegen, dass nämlich der Mensch nicht in der Persönlichkeit als solcher, nicht im lieben Ich allein das höchste Glück findet, sondern im anderen Menschen, im geliebten Du, und so antwortet er: »Kann wohl sein! so wird gemeinet;/Doch ich bin auf andrer Spur:/Alles Erdenglück vereinet/Find ich in Suleika nur.« Auf Thomas von Aquin und Martin Buber gestützt, verbindet Johannes Soth diese beide Seiten des Persönlichkeitsbegriffs: Person als Substanz und als dialogisch-relationale Existenz. Er macht vier Dimensionen personaler Ganzheit aus: neben den sehr gut definierten Komponenten Körper, Seele, Geist als Viertes noch den "Urgrund" (der allerdings nach meiner Sicht in einem ernst genommenen Begriff von Geist schon eingeschlossen sein dürfte!).
Wohl gelungen und tief fällt die Definition des derzeit schon etwas inflationär gebrauchten Begriffs Achtsamkeit aus: Achtsam-Sein bedeutet, bei aller Vergänglichkeit und Flüchtigkeit das einzigartige und kostbare Jetzt wahrzunehmen und in der verfließenden Zeit eine umfassende Gegenwart zu erkennen, die jeden Augenblick in sich aufnimmt." Man muss diese unlösbare Doppelheit von vergänglichem, kleinem Jetzt und bleibendem, großem Jetzt (Nunc stans) auch in diesem Satz genau - um nicht zu sagen achtsam - aufnehmen. Es ist die Bewusstwerdung der Natur des personalen Selbstbewusstseins als gelebter (nicht erst theoretisch-nachträglicher) Selbstreflexion oder Zeuge-seiner-selbst-Sein. Dieses geradezu spirituelle Ziel von Persönlichkeitsbildung kann, das ist nun die entscheidende praktische Zielrichtung, für die heutigen, reizüberfluteten Kinder nur bei Einbeziehen des Körper- und Atem-Bewusstseins erreicht werden!
Daher haben wir es, bei allem anfänglichen Tiefgang, nicht mit einer theoretischen Abhandlung, sondern mit einem durch und durch praxisbezogenen Buch zu tun: Persönlichkeitsbildung in der Schule durch den mehr als je notwendigen Beitrag von "Körperorientierten Entspannungs- und Konzentrationsübungen". In einer Zeit der medialen Informationsüberflutung schon im Kindesalter brauchen die Heranwachsenden die Übung von Achtsamkeit durch Spaß machende, spielerische Körperübungen (davon zur Hälfte Yoga-Haltungen), sowohl in einem eigenen Unterrichtsfach K.E.K.S wie integriert im anderen Unterricht.
Zwei Drittel des Buches bestehen, nach der theoretischen Grundlegung, in der verbalen Schilderung und fotografischen Abbildung der Übungen. Hunderte Übungen, darunter Übungsfolgen wie der Sonnengruß, finden sich hier gut gegliedert beschrieben, so dass das Buch nicht allein für LehrerInnen, sondern auch für Eltern und alle Erwachsenen von großem praktischem Wert ist. Ich hätte mir zu meiner Schulzeit einen derartigen Unterricht gewünscht, hätte heißt: wenn ich davon gewusst hätte. Heute halte ich solchen Unterricht um der ganzheitlichen Menschenbildung mit dem Autor, charismatischer Lehrer an einem niederrheinischen Gymnasium, für ganz unerlässlich. Erwachsene, besonders geistig arbeitende, sollten nach Yogagruppen aus solchem Geist in ihrem Viertel Ausschau halten. Man kann dem Buch und vor allem seiner praktischen Botschaft, seiner Anwendung, nur die allergrößte Verbreitung und die volle Aufgeschlossenheit seiner Lehrerkollegen wünschen!